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Literatur-Brunch

SONNTAG 16. OKTOBER 2022, 11.00 – 14.00 UHR

Frauen schreiben Geschichte(n) II: Puchianu, Kondrat, Link

Musikalische Darbietung: Gergely Szurgyi (Gitarre)

Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München

Carmen Elisabeth Puchianu, Kristiane Kondrat und Hilde Link sind Gäste der zweiten Ausgabe der Lesereihe „Frauen schreiben Geschichte(n)“. Sie findet 2022 im Format eines Literatur-Brunches mit kulinarischen und musikalischen Häppchen statt. Die Themen der drei Autorinnen sind in den multikulturellen und mehrsprachigen Geschichts-, Kultur- und Sprachräumen Südosteuropas angesiedelt. Sie kamen zu ihnen auf unterschiedlichem Wege. Puchianu wurde im siebenbürgischen Kronstadt geboren und ist heute eine der bedeutenden Akteurinnen seiner Kulturszene. Kristiane Kondrat stammt aus dem Banater Bergland – und dieses ist als literarischer Topos in ihrem Werk präsent. Die gebürtige Münchnerin Hilde Link führte ihr Interesse an historischen Themen an die Orte der donauschwäbischen Geschichte.

Carmen Elisabeth Puchianu machte als Schriftstellerin, vor allem aber als Regisseurin und Darstellerin der experimentellen Bühne seit Anfang der 1990er Jahre auf sich aufmerksam. Kristiane Kondrat nimmt in der deutschsprachigen Literatur aus dem Banat eine Sonderstellung ein: im Mittelpunkt ihres Werks, das u.a. ihre „Schubladen-Texte“ aus der Zeit der kommunistischen Literatur in Rumänien verarbeitet, steht das Thema der „existenziellen Unbehaustheit des Menschen“ („Spiegelungen“), das sie, sich an der Grenze zwischen Realität und Fiktion bewegend, in surrealen Bildern poetisch aufarbeitet. Das Themenspektrum, mit dem sich Hilde Link in ihrem Werk auseinandersetzt, reicht von der gesellschaftlichen Situation intergeschlechtlicher Menschen über das sakrale Theater und religiöse Raum- und Zeitkonzeptionen in Indien bis zur Nationalität und Identität im transnationalen Diskurs.

Übrigens: Die erste Ausgabe von „Frauen schreiben Geschichte(n)“ fand im Rahmen der Langen Nacht der Münchner Museen 2021 statt (siehe hierzu den Bericht in der Süddeutschen Zeitung: https://bit.ly/3v6lZKU).

Ein detailliertes Programm kann ab September 2022 über poststelle@hdo.bayern.de oder unter 089/449993-0 angefordert werden

Im Kooperation mit: danube books, Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V., Kulturwerk der Banater Schwaben e.V.

Lese-Brunch Gergely-Szurgyi
Musikalische Darbietung: Gergely Szurgyi (Gitarre)

„Die Professoressa. Ein Erotikon in gebundener und ungebundener Rede“ (2019): Lesung und Literaturtalk mit Carmen Elisabeth Puchianu

Moderation: Dr. Iris Oberth (München)

Was beobachtet die Autorin Carmen Elisabeth Puchianu, worüber sinnt sie nach, was verschweigt sie, was gibt sie preis? Sie lässt ihr Lesepublikum wissen, seit einigen Jahren gehe sie der Versuchung nach, ihr Gefühlsleben und ihre Gedankenwelt mit den Mitteln der darstellenden Kunst, des Bühnenauftritts, gar der turbulenten Schau zu äußern. Doch warnt sie gleichzeitig vor der Annahme, in all der sprachlichen und gestisch-mimischen Exzentrizität liege der umfassende Ausdruck ihres Wesens; bloß Einzelaspekte ihres Seins würden verdeutlicht.

In den Spannungsbogen zwischen überdeutlicher Aussage und instinktiver Zurückhaltung, zwischen herbem Stilgepräge und sorgfältiger Umschreibung fügen sich die Texte der neuen Buchausgabe ein. Versgebilde bieten Zeugnisse unmittelbaren Erlebens oder zehren von Erinnerung, Prosaschilderungen sind dem Wechsel von freundlich beherzter Mitteilsamkeit und lakonischer Skepsis unterworfen, graphische Skizzen und sonstiges Bildmaterial gewähren Einblicke in ganz persönliche Bereiche. Während der Lektüre wird bald deutlich, dass der Tod ein Hauptmotiv der Textzusammenstellung ist. Er wird nicht, wie im Alltag oft, möglichst kurz abgetan, sondern mit vielerlei Einschätzungen bedacht. Manches Stück kommt als Burleske daher, standortgemäß als Karpatische Burleske – als „Karpateske“. (Joachim Wittstock, Pop Verlag Ludwigsburg)

Professor Dr. Carmen Elisabeth Puchianu (geb. 1956 in Kronstadt/Braşov/Brassó, Rumänien) ist Schriftstellerin, Theaterschaffende und Germanistin. Nach dem Besuch der deutschen Schule in Kronstadt und dem Abitur am Honterus-Gymnasium studierte sie 1975 – 1979 Anglistik und Germanistik an der Universität Bukarest. Nach einigen Jahren Tätigkeit im Schuldienst ist sie seit 1995 Lektorin und Dozentin, seit 2017 Professorin für Deutsche Literatur an der Transilvania Universität, Kronstadt. Von Carmen Elisabeth Puchianu liegen u.a. vor: „Das Aufschieben der zwölften Stunde auf die dreizehnte. Gedichte“ (1991); „Amsel – schwarzer Vogel. Erzählungen“ (1995); „Der Begräbnisgänger. Geschichten“ (2007); „Patula lacht. Roman“ (2012).

Lese-Brunch Puchianu
Lese-Brunch Puchianu

„Bild mit Sprung. Erzählungen“ (2021): Lesung und Literaturtalk mit Kristiane Kondrat

Moderation: Thomas M. Zehender (Ulm)

Kindheitserinnerungen aus dem Banater Bergland, erzählt aus der Sicht des Kindes und der sich erinnernden Erwachsenen, zwischen Realität und Fiktion.

„Es war mein Wunsch gewesen beim Schreiben der Erzählungen Ende der 90er Jahre, mit einem zeitlichen Abstand von über 50 Jahren, die Landschaft und den Ort meiner Kindheit wie auch die Atmosphäre der damaligen Zeit wieder erstehen zu lassen – eine Welt, die es so nicht mehr gibt. Vor allem aber die Welt, wie sie das damalige Kind erlebt hat. Den Text habe ich im Laufe des vergangenen Jahres leicht überarbeitet: Es sind einzelne Szenen, die ich über die Grenzen des tatsächlichen Geschehens hinausgeführt habe in eine Dimension, die den Vorstellungen und Gefühlen des damaligen Kindes gerecht wird. Zugleich machen diese Szenen sichtbar, was sich in der Fantasie des Kindes hinter dem Alltag verbirgt.

Der Ort des Geschehens liegt im Banater Bergland, das sich über die westlichen Ausläufer der rumänischen Südkarpaten bis zur Donau erstreckt; ein Gebiet, das bis 1920 Teil des Habsburgischen Reiches war und seit dem Vertrag von Trianon (1920) zu Rumänien gehört. Doch nicht nur „eine Welt, die es so nicht mehr gibt“, wollte ich in Erinnerung bringen, sondern vielmehr das Kindsein selbst, das jeder anders, jedoch ähnlich erlebt hat; die Welt, wie sie ein Kind im „magischen Alter“ mit all seinen Sinnen wahrnimmt. Somit sind die Erzählungen aus einer Doppelperspektive entstanden, aus der Perspektive der sich erinnernden Erwachsenen und zugleich aus der Perspektive des Kindes.“ (Kristiane Kondrat)

Kristiane Kondrat, eigentlich Aloisia Bohn (geb. 1938 in Reschitz im Banater Bergland, Rumänien) stammt aus einer deutschsprachigen Familie mit sozialdemokratischer Tradition. Nach dem Studium der Germanistik und Rumänistik in Temeswar arbeitete sie als Deutschlehrerin und Kulturredakteurin der Neuen Banater Zeitung. 1968 erschien ihr Gedichtband „Regenbogen“ im Jugendverlag Bukarest. Seit 1973 lebt die Autorin in Deutschland. Sie war u.a. als freiberufliche Kulturjournalistin für die Süddeutsche Zeitung tätig. Bei danube books ist bereits ihr Roman „Abstufungen dreier Nuancen von Grau“ (2019) erschienen. 2017 erhielt sie den „Spiegelungen“-Literaturpreis, 2022 wurde sie für den Lyrikpreis Meran (Italien) nominiert.

Lese-Brunch Konradt
Lese-Brunch Konradt

„,Die Weltreisenden‘ – Schleichwege zum Hass“ (2021): Lesung und Literaturtalk mit Dr. Hilde Link

Moderation: Lilia Antipow (HDO, München)

Sie nannten sich „Weltreisende“, diese arglistigen Gesellen, die schon Ende der 1920er Jahre aus dem Reich auf dem Balkan auftauchten und in der dortigen Bevölkerung Hass und Zwietracht säten. Welche Mechanismen greifen, welche Kräfte sind am Werk, wenn aus Nachbarn Feinde werden, wenn Ausgrenzung im Massenmord endet, wenn antisemitische Hetze zur Vernichtung von Juden führt?

Basierend auf Zeitzeugen-Berichten, erzählt die Ethnologin Hilde Link die Geschichte von zwei Freunden und einem jüdischen Mädchen in einem serbischen Dorf. Da spielt sich im Kleinen ab, was im Großen geschieht. Sepp, Friddi, Lena und ihre Familien geraten in den Sog von politisch organisierter Gewalt. Dabei fing alles doch so harmlos an. Ein spannender Oral History-Roman aus der Vojvodina, in dem die renommierte Ethnologin Hilde Link ein wenig bekanntes und unrühmliches Kapitel donauschwäbischer Geschichte gründlich aufarbeitet.

Dr. Hilde Link (geb. in München) studierte Ethnologie, Philosophie und katholische Theologie. Sie arbeitete in Forschung und Lehre am Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin, am Institut für Ethnologie der LMU München, an der Pondicherry University, Indien, und an der Università della Svizzera Italiana in Lugano, u.a. zu Identität und Nationalität. Nach dem Tsunami 2004 gründete Hilde Link zusammen mit ihrem Mann das Prana-Hilfsprojekt in Indien. Sie hat bislang acht Bücher veröffentlicht, zuletzt „Indisches Drama. Eine Ethnologin erzählt“ (Reimer 2020).

Gergely Szurgyi (Gitarre) wurde 1994 in Ungarn geboren. Er begann mit neun Jahren Gitarre zu spielen, nahm vier Jahre lang Privatunterricht und besuchte ab 2008 die Klasse von Ede Roth am Egressy Béni Conservatory. 2019 schloss er sein künstlerisches Gitarrenstudium ab und absolviert seitdem an der Hochschule für Musik in Nürnberg sein Masterstudium. Gergely Szurgyi war in zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben erfolgreich. Neben dem Solo-Spiel legt er großen Wert auf Kammermusik. Zusammen mit Freunden gründete er 2014 das Tritonus Guitar Trio, welches seitdem zahlreiche Erfolge aufweisen konnte. Ihr größter Erfolg war der Gewinn der Guitar Foundation of America Ensemble Competition in Miami im Jahr 2019.

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