Dr. des. michael t. nusser
Kulturreferent / Leiter
„Bayerns Aufgabe als Brücke aktueller denn je“
„Unsere Vorfahren waren Donauschwaben“, begann mein Großvater vor wenigen Jahren zu erzählen. Da er bis dahin kaum über die Familienvergangenheit geredet hatte, kam diese Information überraschend. Es war jedoch ein fruchtbarer Boden, auf den sie fiel. Geboren 1993 in München, absolvierte ich von 2015 bis 2018 mein Masterstudium im Bereich der Osteuropastudien an der LMU in München. Hatte ich mich bereits lange zuvor für Geschichte und Politik speziell mit Blick auf das östliche Europa erwärmt, standen nun im Studium der historisch russische Raum sowie Südosteuropa im Vordergrund. Dabei rückten neben den verschiedenen Verflechtungen mit meiner bayerischen Heimat die dortigen deutschen Siedlungsgebiete, insbesondere im Russischen Imperium und im Königreich Ungarn, ins Zentrum. Im Rahmen dieser Schwerpunktsetzung eignete ich mir neben der russischen Sprache auch Kenntnisse des Ungarischen an, wofür mich der Weg länger nach Szeged und bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal ins Banat, nach Temeswar, führte. In den Jahren 2018 bis 2022 schloss ich, gefördert durch ein Stipendium der Hanns-Seidel-Stiftung, erfolgreich meine Promotion ab. Die Doktorarbeit befasste sich mit der Rolle Bayerns in der europäischen Politik in den Jahren 1918 bis 1933. Dabei zeigte sich, dass bereits in dieser Zeit die Vorstellung verbreitet war, Bayern habe eine historische Aufgabe als deutsche Brücke in den Südosten Europas zu erfüllen – eine Überzeugung, die meines Erachtens nicht an Aktualität verloren, sondern im Gegenteil durch die Geschehnisse nach 1945 verstärkt an Bedeutung gewonnen hat. Direkt nach der Fertigstellung der Doktorarbeit trat ich von Juni 2022 bis Januar 2023 eine Vertretungsstelle in der Kultur- und Bildungsarbeit des Hauses des Deutschen Ostens in München an. Als bekannt wurde, dass die Stelle des Kulturreferenten und Leiters des Kulturwerks Banater Schwaben e.V. zur Ausschreibung stände, beschloss ich umgehend, mich zu bewerben. Auch wenn meinem Großvater leider nichts Genaueres über die donauschwäbischen Wurzeln bekannt ist und die künftige Nachforschung mir überlassen bleibt, bringe ich ein tiefes Interesse speziell für das Banat und dahingehend Begeisterung und Einsatzbereitschaft mit. Zu meiner Freude erhielt ich positive Rückmeldung. Bevor ich nun die Stelle des Kulturreferenten und Leiters des Kulturwerks Banater Schwaben e.V. zum 16. Februar 2023 antrat, bekam ich den Monat zuvor die Chance, für die Landsmannschaft der Banater Schwaben in der Geschäftsstelle tätig zu sein und mich dabei gleichzeitig für die jetzigen Aufgaben vorzubereiten. Es wird mir nun eine Freude und auch Ehre sein, daran mitzuwirken, das Erbe des Banater Schwabentums für sich und für die gesamtdeutsche Kulturwelt zu bewahren. Nur durch seine aktive Vermittlung insbesondere an die jüngere Generation in Bayern und im Banat kann es gelingen, seine Lebendigkeit für die Zukunft zu sichern. (Banater Post Jg. 67, Nr. 4, vom 20.02.2023)